Aktuelle Neuigkeiten zu den Forderungen

Gegen eine Schmalspurreform des ORF

„SPÖ und ÖVP sollten die Zukunft der Anstalt grundsätzlicher angehen“, meint Harald Fidler in einem Standard-Kommentar

„2000 nahm der ORF noch ebenso viel aus Gebühren ein wie aus Werbung. 2008 lieferten Spots & Co nur noch weniger als die Hälfte der Empfangsgebühren. Die Konjunktur schlägt sich zwar auch auf die Gebühren - Arbeitslose sind davon befreit. Aber auch hier bricht Werbung viel deutlicher ein.
Dramatisch, wie die Kurven von Gebühren und Werbung im ORF auseinanderstreben, versteht man Überlegungen in der ÖVP: Warum nicht nachdenken, ob der ORF auch ohne Werbung auskommen kann? Im Fernsehen oder jedenfalls dem Hauptabendprogramm. Oder online. Oder, darauf kam die Volkspartei bisher nicht, gar im Radio?
Unmöglich für Josef Cap, die jahrzehntelang bewährte Schutzmantelmadonna des ORF, und andere Sozialdemokraten. Die SPÖ-Medienverhandler lassen gleich den davon betroffenen ORF berechnen, wie unmöglich viel solche Maßnahmen kosteten. 120 Millionen kursieren, bisweilen auch 190.
Ein zentraler Punkt fehlt in der Debatte: Vielleicht könnten SPÖ und ÖVP im Bund auf ihre Anteile an den Gebühren im Bund verzichten und auch ihre Landeshauptleute dazu bewegen. Ersetzt der Bund dem ORF - wie den Telekoms - noch Befreiungen von den Gebühren, der ORF hätte einen Entfall der Werbung locker kompensiert. Die Länder müssten eben Altstadtsanierung, Musikschulen und Brauchtumspflege ehrlicher finanzieren.
Wenn dann noch jemand den Menschen klar macht, dass sie Gebühren für etwas zahlen, das Privatsender nicht bieten. Und wenn der ORF tatsächlich solche Inhalte liefert. Dann nähme das viel Quotendruck von der Anstalt. Die ORF-Führung hält dem Druck ohnehin nicht stand - siehe bröselnde Marktanteile.
Ein rein aus Gebühren finanzierter ORF wäre der Politik völlig ausgeliefert? Immer eine Frage der handelnden Personen: Monika Lindners ORF galt als Regierungsfunk pur. Wrabetz und seinem Info-Direktor Elmar Oberhauser kann man viel nachsagen - von Quotenschwund bis zur allzu großen Abhängigkeit von Finanzerträgen. Aber unabhängiger wirkt seine Information allemal - und der Gebührenanteil wuchs in der Zeit. Ohne Werbung könnten sich ORF-Manager auch sparen, Redaktionen um Schonung von Werbekunden zu bitten. Und vielleicht käme dann Privatfunk auf die Beine, mit oder ohne deutsche Beteiligung.
SPÖ und ÖVP wollten handstreichartig wie dilettantisch die ORF-Führung austauschen. Man kann es ihnen nicht verdenken in dieser Lage des ORF, wiewohl das meistgehandelte Personal kaum Rettung versprach. Nun verlegen sie sich auf Schmalspurreformen. Sie sollten im Gegenteil grundsätzlicher werden. Sonst bestimmen bald - Aua! - alleine Multis auch Österreichs Fernsehbranche.“

Den ganzen Kommentar von Harald Fidler können Sie unter http://derstandard.at nachlesen.

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